GEW fordert „Bildungspakt Saarland“

Die GEW Saarland weist darauf hin, dass der Bedarf an Lehrkräften deutlich höher ist als die jetzt von der Kultusministerkonferenz (KMK) vorgelegten Zahlen. „Wenn die politischen Vorhaben wie Inklusion und Ganztag umgesetzt werden sollen,...

müssen mehr Lehrkräfte ausgebildet und eingestellt werden, als von der KMK prognostiziert“. Im Saarland betrifft dieser Bedarf in erster Linie Grund- und Förderschullehrer*innen, aber auch Lehrer*innen für die Sekundarstufe I und für Berufsschulen.

Die am Dienstag veröffentlichten PISA-Ergebnisse haben zudem gezeigt, dass fast 20 Jahre nach dem PISA-Schock das Kardinalproblem des deutschen Bildungssystems, die enge Kopplung von Bildungserfolg und sozialer Herkunft, immer noch nicht gelöst ist. Im Gegenteil: „Der Lehrkräftemangel verschärft das Problem“, betonte GEW-Landesvorsitzende Birgit Jenni. „Um hier voran zu kommen, ist eine länderübergreifende Anstrengung notwendig. Dass die Länder dem im Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD vereinbarten „Nationalen Bildungsrat“ eine Absage erteilt haben, ist ein falsches Signal und deutet auf ein völlig inakzeptables `Weiter so´ hin“. „Es ist arrogant zu glauben, jedes Land könne die großen Bildungsherausforderungen, vor denen wir stehen, alleine meistern. Digitalisierung, Integration, Inklusion, Rechtsanspruch auf Ganztag in der Grundschule und der Mangel an pädagogischen Fachkräften sind die großen Baustellen, von den kleineren ganz zu schweigen“, sagte die GEW-Landesvorsitzende.

Grundsätzlich sei jedoch zu begrüßen, dass die KMK ihre Prognose bereits nach einem Jahr korrigiert. „Das zeigt: Länder und KMK haben erkannt, dass es dringenden Handlungsbedarf gibt“, sagte Jenni. Trotzdem dürfe man nicht aus den Augen verlieren, dass der von den Ländern gemeldete „Bedarf“ letztlich nichts anderes ist als die addierte Personalplanung der 16 Länder. Die GEW-Landesvorsitzende machte deutlich, dass es problematisch sei, für die Grundschulen ab 2023 Entwarnung zu geben. Denn wer heute mit dem Studium anfängt, kommt frühestens 2025 oder 2026 an die Schulen.

Um das Lehramt insgesamt attraktiver zu machen, müssen die Arbeitsbedingungen (Arbeitszeit, Klassengröße, Ausgleichsstunden, Gesundheitsschutz, Altersermäßigung) der Lehrkräfte verbessert werden und die multiprofessionellen Teams an den Schulen durch zusätzliche Sozialarbeiter*innen, Sprachförderlehrkräfte und Erzieher*innen ausgebaut werden. Die dazu erforderlichen finanziellen Mittel muss die Landesregierung spätestens im Haushalt 2021 zur Verfügung stellen. Die GEW fordert dazu einen „Bildungspakt Saarland“ zwischen Bildungs-, Sozial- und Finanzministerium sowie der Staatskanzlei. „Die GEW bietet in diesem Rahmen eine konstruktive Mitarbeit an“, unterstreicht Birgit Jenni.