GEW fordert Tests für Erzieher*innen

Die Kitas sind nun seit dem 08. Juni 2020 im Regelbetrieb mit Einschränkungen. Die Notwendigkeit, die Fachkräfte zu testen, muss jetzt umgehend von der Politik verstanden und umgesetzt werden. ...

Bisher gibt es dazu noch keine Angaben der saarländischen Regierung und den zuständigen Ministerien. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Landesverband Saarland, fordert ausdrücklich, dass ein Testkonzept spätestens jetzt für die sozialpädagogischen Fachkräfte in Kitas geschaffen werden muss.

„Ausgerechnet bei der Berufsgruppe, die sich weder durch Wahrung der Abstandsregeln noch durch Schutzkleidung wirklich schützen kann, gibt es keinen Musterhygieneplan, noch festgelegte Testverfahren. Dort, wo weder die üblichen Hygiene- noch Sicherheitsregeln eingehalten werden können (Kinder im Alter unter drei – bis sechs Jahren), wird nicht getestet. Das muss sich dringend ändern,“ fordert Birgit Jenni, GEW-Landesvorsitzende.

Die GEW Saarland betont dabei insbesondere, dass es keine Frage der Finanzierung sein darf, ob die sozialpädagogischen Fachkräfte Zugangsmöglichkeiten zu regelmäßigen Covid-19-Tests erhalten. Dies muss über die Gesundheitsbehörden zeitnah umgesetzt werden und regelmäßig stattfinden, ohne Kosten für die Träger. Denn diese müssen ihrer Fürsorgepflicht gegenüber den Beschäftigten nachkommen können, ohne dass diese Kosten zu ihren Lasten gehen. Die GEW Saarland vermisst weiterhin die Einführung eines landesweit einheitlichen und für alle Träger verbindlichen Musterhygieneplanes Saarland für Kitas, analog zum Musterhygieneplan Saarland für Schulen. Dort könnten auch die Regelungen zum Testverfahren der Beschäftigten festgeschrieben werden.

Die nun endlich vorliegenden Empfehlungen des Ministeriums für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie zum Infektionsschutz in Kindertageseinrichtungen im Rahmen der Corona-Pandemiemaßnahmen von der Notbetreuung bis zum eingeschränkten Regelbetrieb und die landesweit einheitliche Rahmenbetriebserlaubnis vom 02. Juni 2020 kamen jedoch knapp 6 Tage vor der Umsetzung. Die Kitas hatten damit kaum Zeit, die neuen Richtlinien umzusetzen. Außerdem fehlen nach wie vor die Regelungen zum Umgang mit Risikogruppen bei den Beschäftigten, die Festlegung von regelmäßigen Testverfahren und die Begrenzung der Kinderzahlen in den Gruppen. Die neuen Erkenntnisse zu der Verbreitung des Virus durch „Superspreader“ machen deutlich, dass große Gruppen vermieden werden müssen – denn Kitas haben immer das lokale „Cluster-Risiko“ zur Virenschleuder von Covid-19 zu werden. (Quelle: Prof. Dr. Drosten)

Die Erwägung der Ministerien, nicht pädagogisches Personal zeitweise als Aushilfe einzusetzen, lehnen wir als Gewerkschaft grundsätzlich ab. Das Fachkräftegebot kann und darf zu keiner Zeit unterlaufen werden, wenn man Qualität in der Bildung, Erziehung und Betreuung umsetzen will. Eltern verlassen sich darauf, dass ihre Kinder von qualifiziert ausgebildetem Fachpersonal gefördert und durch den Tag begleitet werden. Die Aufsichtspflicht liegt nicht ohne Grund bei den Erzieher*innen, und muss gerade für diese Altersstufen besonders berücksichtigt werden. Hohe Professionalität ist in dem Bereich der frühkindlichen Bildung gerade auch im Umgang mit Großgruppen unerlässlich.

Wo bleibt die Wertschätzung der Leistungen der Kolleg*innen, die durch die Notbetreuung und ihren Einsatz und ihr Engagement in der Corona-Krise einmal mehr bewiesen haben, wie systemrelevant auch die Berufe im Sozial- und Erziehungsdienst sind? „Die Erzieher*innen fühlen sich von der Politik im Stich gelassen. Es ist unverständlich, wie in den Kitas in einen Regelbetrieb auch mit Einschränkungen übergegangen werden soll, ohne für den ausreichenden Arbeits- und Gesundheitsschutz der Beschäftigten und ihrer Familien, und damit auch für die Kinder und deren Familien zu sorgen“, betont Birgit Jenni.