für Wechselunterricht sowie Impfangebot

Saarbrücken – Die GEW hält die Umstellung auf vollen Präsenzunterricht ab dem 19. April 2021 bei zurzeit stark steigenden Infektionszahlen und weitgehend ungeimpftem Lehrpersonal für falsch und verantwortungslos. ...

Die größte Bildungsgewerkschaft fordert daher eine Verlängerung des Wechselunterrichts bis zu Beginn der Pfingstferien am 22.05.2021 sowie ein sofortiges Impfangebot für alle Lehrkräfte an allen Schulformen.

Ein weiteres Argument für die Verlängerung des Wechselunterrichts sind die geplanten Massentestungen von weit über 100.000 Tests pro Woche, die ab dem 19.04. an den weiterführenden Schulen verpflichtend durchgeführt werden sollen. „Uns erreichen zahlreiche Rückmeldungen, dass der Einstieg in das neue Testregime zwar begrüßt wird, aber nur mit weniger Schüler*innen an den Schulen umsetzbar ist. Für die Schulen ist dies eine wahre Herkulesaufgabe. Dies kann nur im Wechselunterricht mit halber Klassenstärke durchgeführt werden“, betont die GEW-Landesvorsitzende Birgit Jenni.

„Wir begrüßen grundsätzlich den Beschluss des Ministerrats von Gründonnerstag, ab dem 19. April 2021 eine Testpflicht an Schulen im Saarland einzuführen. Jedoch sehen wir keinen Grund, diese auf die weiterführenden Schulen zu beschränken, und fordern deshalb, eine generelle Testpflicht an allen saarländischen Schulen“, so Jenni weiter.

Aus Sicht der GEW Saarland ignoriert das geplante Testkonzept allerdings die Realität an den Schulen. Testungen zu begleiten, die geeignet sind, eine medizinische Aussage zu treffen, diese zu beaufsichtigen, sicherzustellen und zu bescheinigen, ist nicht Aufgabe der Lehrkräfte. Dazu braucht es geschultes medizinisches Personal. Zumal den Schüler*innen mit der Bescheinigung der tagesaktuellen Negativtestung in der Modellregion Saarland freier Zugang zu vielen Kultur- und Freizeitstätten gewährt wird.

Die Gewerkschaft sieht in der Umsetzung des geplanten Testkonzepts folgende Schwierigkeiten:

  • Hoher Zusatzaufwand für Schulen und Lehrkräfte (an großen Schulen müssen ca. 2000 – 3000 Tests pro Woche durchgeführt werden).
  • Während der Durchführung der geplanten Testungen im Klassensaal ohne Maske besteht eine erhöhte Infektionsgefahr für Lehrkräfte und Schüler*innen, da beim Abstrich Niesen und Husten provoziert werden kann.
  • Testungen im Klassensaal stellen, insbesondere für positiv getestete Schüler*innen, die aus dem Klassenverband herausgeholt werden müssen, eine zusätzlich psychisch belastende Situation dar.
  • Die selbstständige Durchführung der Tests kann im Einzelfall problematisch sein und bedarf aller Wahrscheinlichkeit nach einer begleitenden Anleitung, die, ohne den Mindestabstand einzuhalten, nicht möglich ist.
  • Unklar ist, wie der kontaminierte Müll entsorgt werden soll.
  • Bei positiven Ergebnissen kann der Datenschutz in der Klassensituation nicht eingehalten werden.

Die GEW Saarland fordert die Landesregierung deshalb auf,

  • die geplanten Tests weiterhin durch externes geschultes Personal außerhalb des Klassenzimmers durchführen zu lassen,
  • allen Lehrkräften an allen saarländischen Schulformen ein sofortiges Impfangebot zu machen,
  • für das schulische Personal eine professionelle Schutzausrüstung bereitzustellen, wenn Testungen im Klassensaal stattfinden,
  • den Schulleitungen und Lehrkräften eine allgemeine Haftungsfreistellung für die Bescheinigung der Tests zuzusichern, falls Testungen von ihnen durchgeführt werden sollen,
  • die Schulleitungen bis zum Ende des Schuljahres vom Unterricht freizustellen, damit genug Zeit für die Organisation des Pandemiebetriebs bleibt,
  • alle Schulen endlich mit Luftreinigungsgeräten auszustatten, um den Arbeits- und Gesundheitsschutz vor Ort zu verbessern,
  • sofort zusätzliches Personal einzustellen,

„Dass Schüler*innen, die keinen Test machen wollen und dann nicht am Unterricht teilnehmen dürfen, „ein Lernangebot für zu Hause bekommen“ sollen, wie es Bildungsministerin Streichert-Clivot formuliert hat, klingt zwar schön, bedeutet für die Kolleg*innen aber eine enorme zusätzliche Belastung. Sie müssen zweigleisig Unterricht vor- und nachbereiten, ihre Schüler*innen zu Hause und in Präsenz betreuen sowie sie und ihre Eltern beraten. Darüber hinaus liegen die HSA-, MBA- und Abiturprüfungen vor uns. Diese zu organisieren und durchzuführen ist eine riesige Herausforderung“, betont Birgit Jenni.

„Hört und liest man aber, was die Experten aus der Wissenschaft sagen, so ist fraglich, ob wir nicht schon bald – eventuell nächste Woche – vor dem nächsten Lockdown stehen. Steigende Inzidenzen, ein jetzt schon überfordertes Gesundheitssystem und keine klar definierte „Notbremse“ für die Modellregion Saarland lassen nichts Gutes erwarten“, so Jenni abschließend.